Rund 85% des Waldes im Parco Val Calanca dienen dem Schutz gegen die Naturgefahren. Darüber hinaus spielt der Wald für Landschaft und Biodiversität eine wichtige Rolle, etwa im Waldreservat Bedoleta.
Die Edelkastanie
Die grossen Höhenunterschiede auf kleinem Raum wirken sich stark auf die Waldvegetation aus. Der Laubwald der Hügelstufe geht über in einen Lärchenwald und auf der obersten Stufe dominieren die Grünerlen.
Nicht nur die Natur, sondern auch der Mensch beeinflusst die Zusammensetzung des Waldes. Die Kulturlandschaft mit Kastanienselven, Blumenwiesen und Lärchenwaldweiden zeigt das jahrhundertelange Wirken des Menschen. Wichtig für die Ernährung war die Kastanienkultur. Entsprechend nannte man die Kastanie auch Brotbaum (albero del pane). Mit dem Rückgang der traditionellen Landwirtschaft seit der Mitte des 20. Jahrhunderts verloren auch die Kastanienselven ihre Funktion. Seit einigen Jahrzehnten hat man den landschaftlichen und kulturellen Wert der Kastanienselven aber wiedererkannt und versucht, diese wertvolle Kulturlandschaft wiederherzustellen.
Vielfältiger Wald und uralte Lärchen
Der Calancasca entlang findet man eine typische Auenvegetation mit Erlen. Südlich von Arvigo dominiert der Mischwald mit Buche und Nadelhölzern, während in höheren Lagen die Weisstanne und Fichte vorherrschen, begleitet von Lärche, Birke und Vogelbeerbaum. Im inneren Calancatal ist die Weisstanne selten.
Auf der subalpinen Stufe kommen Fichte und Lärche gemeinsam vor, während in den Lawinenzügen und Bachrinnen Grünerlenstauden wachsen. Auf der Alp del Largè, in der Gemeinde Rossa, und bei Cort di Settel oberhalb Braggio stehen einige mehrhundertjährige Lärchen, die zu den ältesten in Europa gehören.
Der Freiheitsbaum
Bei Pighè am Eingang von Rossa empfängt die staunenden Besucher eine über 200-jährige Linde. Der Freiheitsbaum oder “La Linda” wie sie im lokalen Dialekt heisst, erinnert an die Auseinandersetzung zur Loslösung des Calancatals vom Misox.